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Digitales Bildungswesen

Information und entsprechende Deutung dieser Information sind die Grundlage für Neues wissen. Neues Wissen kann nur dort entstehen, wo ganz generell »offener Raum« für mögliche Interpretation von Wissen vorhanden ist.

Das eigentliche Wissen ist niemals statisch; es sind Deutungen und Interpretationen, die das eigentliche Wissen ausmachen. Insofern ist Wissen kein Inhalt einer statischen Form, in der dieser Inhalt existiert, und den man »einfach nur auswendig zu lernen braucht, um damit Wissen erlangt zu haben«. Wer etwas weiß, hat die Fähigkeit – komplexe Sachverhalte in unterschiedlichen (teilweise sich verändernden) Aspekten zu erkennen und interpretieren (deuten) zu können. Wer etwas weiß, stellt zunächst einmal (oft genug) fest – das er nichts weiß – außer eventuell einige der Verbindungslinien der verschiedenen Formen, die er in seinen bisherigen Betrachtungen als Betrachtungseinheiten identifizieren konnte.

Bildung bedeutet im weiteren Sinn; ›sich von etwas ein Bild zu machen‹, und (zunächst für sich selbst) eine ›Repräsentation Bestimmter Sachverhalte‹ in seinem Geiste davon zu erschaffen. (Eine eigene Weltsicht zu entwickeln)

Menschen sind gut darin Vorstellungen und Gedanken zu generieren. Deshalb sind Geschichten und Erzählungen für Menschen von großem Wert, denn diese transportieren die entsprechenden Vorstellungen und Gedanken.

Durch ›Vorstellungen und denken‹ entsteht ein Bild über ›ein etwas‹, was dann im weiteren (daraus folgenden) zu »Bildung« führt. Dies ist so, weil dadurch ein ›Abbild von Welt in der Vorstellung desjenigen entsteht‹, der sich mit entsprechenden Verhältnissen, Sachverhalten und Aspekten auseinandersetzt.

Dieses auseinandersetzen ist, was Bildung dann schöpft und entstehen lässt.

Bildungswesen

Im Bildungswesen ist man damit befasst Strukturen und Formen zu schaffen, die diesen Vorgang mit möglichst vielen Menschen ›geschehen lassen kann‹. Es geht dabei vorwiegend nicht um ein »hinein stopfen von Wissen« in andere Menschen, sondern vielmehr um ein ›bereitstellen von (Bildungs)Raum (jeglicher Art), der Bildungsprozesse möglich macht‹; und zunächst einmal überhaupt möglich machen kann.

Dies ist so, unabhängig davon, ob es sich bei Bildungsvorstellungen um ›pädagogisch induzierte Aspekte‹ im Rahmen irgendwelcher Bildungsvorstellungen handelt. Menschen haben auf Rechtlicher Basis eine (durch das Grundgesetz formulierte) Berechtigung auf Bildung.

Zu jeder Zeitepoche war die Möglichkeit von Bildung abhängig von zur Verfügung stehenden Methoden der Archivierung, Speicherung, Darstellung, Abbildung und vor allem von der Verfügbarkeit von Wissens- und Sachaspekten, die immer genau dann gebraucht werden, wenn derjenige - der Bildung Erlangen will (soll, muss, möchte, kann, oder könnte) - diese gespeicherten Einzelaspekte dann zur Verfügung hat, wenn (wann) der »passende Zeitpunkt« dafür ist. Je passender der Zeitpunkt, desto besser für die Erfahrung von Bildung, und einem entstehen eines Bildes - das dann zu verstehen und einem Vertstand führt (oder führen kann).

In früheren Zeiten hatte man diese Umstände gepflegt ›mit der Erstellung von Schulbüchern‹, und statischen Bildungsmaterialien. […] Der Rest der Bildungsgeschichte ist bekannt und lässt sich in entsprechender Literatur nachsehen und nacharbeiten.

Durch digitale Methoden sind gänzlich neue Möglichkeiten und Aspekte entstanden, durch die Bildung nun gänzlich andere, vorher unbekannte Dinensionen ›geistiger Bilderzeugung‹ erreichen kann.

Was hinzugekommen ist - ist beispielsweise ›Interaktion in Echtzeit‹ zu jedem Moment in dem dies erwünscht ist oder Notwendig erscheint. Die Art von Speicherung, Archivierung, Vermittlung und verfügbar machen von Information und Wissen war (vorher) noch nie so flexibel und vielschichtig, wie es nun durch digitale Methoden und der Nutzung einer digitalen Repräsentation von Inhalt möglich wird, und Möglich ist.

Das digitale Zeitalter ist das Zeitalter der Bildung.

Noch nie haben wir so viel Wissen und verschiedenartige Deutungen dieses Wissen auf eine solch Effiziente und vielschichtige Art erfahren, verarbeiten, durchdenken, ordnen, sortieren, neu-ordnen, attributieren, katalogisieren, speichern, verarbeiten, verändern, verzerren, untersuchen, dokumentieren, informieren, weiter-verbreiten, verfälschen … und was noch alles mehr – können ~ wie zu dieser Zeit.

Information in solcher Geschwindigkeit verarbeiten geht derzeit »nur Digital«.

Macht es Sinn so etwas zu tun? : Sicherlich!

Macht es Sinn dies weiter zu betreiben? : Sichrlich, auch

Digitale Aspekte verbreiten sich auf allen Ebenen von Gesellschaft. Bildung ist nicht der einzige Bereich in dem sich Umstände und Zustände »stark und deutlich« verändern. Alle Ebenen auf denen mit Information, Kommunikation, Interpretation, Interaktion von irgendwelchen »Daten« verbunden sind (und das sind nahezu alle Bereiche einer Gesellschaft) erfahren große Veränderungen durch Digitalisierung.

Es ist so, dass es in verschiedenen Regionen unterschiedlich stark ankommt, es ist so, dass manche Gruppen (oder einzelne Personen) mit digitalen Aspekten unterschiedlich umgehen. Betroffen jedoch ist JEDER - es gibt kein Bereich mehr, kein Sach- oder Fach-Bereich – der sich von digitalierung fern halten kann. Und das ist »gut so«.

Digitale Bildungsmethoden

Früher gab es Bücher; heute gibt es Youtube.

So einfach könnte man das zusammenfassen, und doch trifft es vielleicht nicht ganz, was damit gemeint ist. Es ist nicht so, dass man beispielsweise Kinder »einfach vor Youtube setzt, und schon fließen die Bildungsaspekte wie von Zauberhand in die kleinen«. Es mag Personen geben, die das Bild des Nürnberger Trichters vor Augen haben, wenn sie an das Thema ›digitalisierter Bildung‹ denken. (Auf diesem Bild aus dem Jahr 1647 wird mechanisches Lernen dargestellt, als Metapher und damit verbundener Vorstellung; man könne einem Schüler »mit dieser Form der „eintrichternden“ Beeinflussung Lerninhalte einerseits fast ohne Aufwand und Anstrengung aneignen und ein Lehrer andererseits auch dem „Dümmsten“ alles beibringen«). Youtube, Internet, oder digitale Formen der Aneignung von Bildung sind in keiner weise eine Art »Nürnberger Trichter«.

Menschen lernen nur durch Menschen; digitale Inhalte sind eine Form – und kein Inhalt.

Es ist der Inhalt, auf den es ankommt – nicht das Medium durch das dieser Inhalt verbreitet wird, der den Unterschied bringt. Es ist nur so, dass durch digitale Methoden - sehr viel mehr verschiedener Inhalt erfahren und gedeutet werden kann.

Bildung entsteht nicht durch einseitige (Eindimensionale) Wissenseinheiten, die ein Schüler (Ähnlich dem Nürnberger Trichter) nur zu lernen braucht, wodurch dann durch Lernzielkontrolle auf zehntel genau errechnete Bildungszertifikate entstehen; die man dann auch noch gefälligst x-bliebieg (am besten weltweit {ECTS}, aber bitte mindestens deutschlandweit) miteinander vergleichen kann, oder können soll. Bildung entsteht durch Bewusstseinsprozesse, und komplexe (neurologische) Vorgänge, die bei keinem Menschen des Planeten genau gleich ablaufen, oder gleich verarbeitet werden. Jeder Mensch (auch Kinder, und sogar welche im Kindergarten) verarbeiten Erfahrungen auf ihre spezifische Art. Es entsteht dadurch genau der Mensch, der durch diese Aspekte entsteht, mit allen seinen Fähigkeiten und Unfähikeiten – allen Vorstellungen und Einstellungen; Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Jeder Mensch ist ein Unikat, durch seine Erfahrungen, Erkenntnisse, Aspekte und Umstände die er erlebt, oder erlebt hat zu dem geworden was er ist. Die Idee, durch Normierung von Bildung (ähnlich dem Nürnberger Trichter) Menschen zu erzeugen, die alle eine »Normativierbare Bildung« durchlaufen haben, die gefälligst auch noch Standartisiert Formalisiert und durch Bürokratische Vorgänge den »optimal gebildeten und standtisiert Normierten Menschen« schafft, diese Vorstellung ist absurd.

Dies war in der vordigitalen Zeit nicht anders, als heute. Es ist nur so, dass durch Digitalisierung viele Aspekte vielmehr auffallen, als zu früheren Zeiten. Dies ist im Allgemeinen so, und auch in Bereichen der Bildung ist es so. War früher irgendein Schüler - irgendwo in einer Dorfschule auffällig Intelligent und Wissbegierig ~ so hatte dieser Schüler dort kaum Chancen Zugang zu weiteren Inhalten zu bekommen, die über das hinausgingen - was der dortige Lehrer vermittelte. In heutiger Zeit gibt es das Internet, und dadurch verfügbare Inhalte.

Es ist nur nicht so, dass man einem jungen Menschen ›einfach nur den Zugang zum Internet geben muss, und schon bildet sich dieser Schülervon alleine‹ ~ so ist es nicht.

Menschen bleiben wichtig im Prozess der Bildung; Eine Maschine wie den Nürnerger Trichter wird es »nicht geben«. Es hat verschiedene Gründe, warum das behaupten kann. (Es hat mit unserer Art als Mensch ›Bildung zu entwickeln‹ zun tun). Die nähere Erläuterung würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Wir Menschen erfahren Bildung im Rahmen von »sozialisierungsprozessen« – ohne Sozialisierung ist Bildung nicht denkbar. Der Grund dafür ist der Aufbau der neurologischen Struktur unseres Gehirns. Damit ein »neues Gehirn« durch Abstraktion und Interpretation eine neue Neurologische Struktur entwickeln kann benötigt es vorgelebte »Echte« denkbeispiele und den Zugang zu Menschen, die durch Resonanz einen bestimmten »Denk- und Interpretationsraum« schaffen. Ohne diese Resonanz ist keine Bildung und keine Sozialisation möglich. Als Menschen müssen wir uns von etwas affizieren lassen und andere selbst affizieren (=Resonanz), eine Maschine kann Menschen nicht affizieren, keine Resonanz erzeugen, die echt ist - daher wird es einen Nürnberger Trichter nicht geben können. Deshalb sind Menschen im Bildungsprozess weiterhin wichtig, und werden dies auch bleiben.

Bei diesem BildungsRaum ist es so - wie bei Bildung im Allgemeinen. Es gibt nicht »Den richtigen Umstand«, oder »Die richtige Bildung«. Es gibt kein Falsch oder Richtig in manchen Fällen - in vielen Fällen, eine solche (binäre) Attribution könnte man nur dann vornehmen, wenn man ›ein etwas‹, mit einem ›anderen etwas‹ vergleicht, und dabei eine ›Differenzierungsnorm‹ erstellt, anhand ›das eine etwas‹ sich vom ›anderen etwas‹ binär unterscheidet; wobei anhand dieser Differenzierungsnorm dann eine Null, oder eine Eins herauskommt. (Beispielsweise »Null=es Unterscheidet sich nicht«, »Eins=es Unterschiedet sich« | Anhand des gewählten Kriteriums.

Bei den meisten Differenzierungen von Wissen, oder durch den Verstand eines Bewusstseins erfassebare Vorstellungen kann es ein solches ›Richtig oder Falsch‹ jedoch (aus verschiedenen Gründen) gar nicht geben.

Digitalisierte Inhalte sind spezifisch wählbar, vom jeweiligen Nutzer, das macht sie so flexibel. Den geistigen Zugang zu Inhalten, den muss dann jedoch immer noch ein anderer Mensch leisten und erbringen. Und dieser Mensch muss (notwendigerweise) in einer ›sozialen Beziehung‹ zum lernenden stehen, sonst funktioniert sozialisierung nicht, und dann funktioniert auch Bildung nicht.

Anonyme Bildung kann es genausowenig geben, wie Anonyme Sozialisierung. Das Wort ›sozial‹ bezeichnet schon ›die Anwesenheit einer anderen Person‹, eines anderen Ichs, eines anderen Menschen. Nur durch andere Menschen sind Menschen sozialisierbar, ein Mensch kann sich nicht selbst sozialisieren.

Digitale Bildungsresonanz

Medien sind Trägermaterialien für Information. Ob dieses Trägermaterial Papier ist, oder ein Inhaltsflexibles Display (am besten E-INK) ist für den Lernenden beim betrachten nicht relevant. Der Inhalt jedoch - der ist relevant, der sollte korrelieren und passend sein zu den entsprechenden individuellen Interessen und entsprechend angepasst an eine jeweilige Situation, die der Lernende mitbestimmt, oder gar selbständig auswählt. Das ist jedenfalls dann ein Optimum.

Revision: 6
(created) 02.07.2019 | (edit) 10.12.2019
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