Alle Artikel | About tz0.de

Digitalisierung

Gesellschaftliche Veränderungen finden zu jeder Zeit und jeder Zeitepoche statt; das ist nichts ungewöhnliches und auch nichts besonderes. Gesellschaft, Kultur, Politik und alles was mit Menschen oder Natur auf irgendeine Art zusammenhängt ist Veränderungsprozessen unterworfen. Das war schon immer so, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich dies je ändern wird, oder auf irgendeine weise so verändern könnte, dass alles statisch und ›unveränderlich‹ wird.

Digitalisierung ist im Rahmen der Weltgeschichte betrachtet eine relativ neue KulturMethode. Es gab verschiedene größere Veränderungen in der Geschichte der Menschheit, die mit der Veränderung von Technik zu tun hatten - eine davon ist die Industrialisierung (Größer, Weiter, Schneller) ~ und eine weitere ist die Digitalisierung.

Digitalisierung brachte neue Methoden der Verarbeitung von Information und der Interaktion in Gesellschaft hinein; Interaktion und daraus folgender Austausch der vorher nicht denkbar gewesen war. Durch Digitale Kulturmethoden haben wir als Menschen in einer Gesellschaft wesentlich mehr Optionen wie wir untereinander Agieren und zueinander stehen.

Digitale Kulturmethoden und Kulturtechniken die durch Digitale Methoden entstanden, sind nicht jedem Menschen gleichermaßen zugänglich. Warum das so ist hat viele Gründe, und sicher auch Ursachen - zum einen hat nicht jeder gleichermaßen Zugang zu technischen Kulturtechniken, befindet sich in Lebenssituationen in denen das lernen ›neu aufkommender Kulturtechniken‹ nur schwer Möglich ist; Und vielleicht gibt es auch vielfältige oder vielschichtige andere Gründe, die den Zugang (für einzelne) zu digitalen Kulturtechniken erschweren oder gar gänzlich unmöglich machen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist auch - dass in manchen Regionen der Zugang zu ›digitaler Bildung‹ und Bildung mit digitalen Medien nicht jedem gleichermaßen zugänglich (gemacht) ist. Warum das so ist hat dabei ebenfalls unterschiedliche Ursachen, die oft nur schwer eindeutig greifbar sind (vor allem in Deutschland).

Menschen, die wenig Zugang zu digitalen Kulturtechniken haben (aus welchem Grund auch immer) spalten sich in der Tendenz vermehrt von anderen ab. Es entsteht eventuell der Eindruck ›man brauche diese Kulturtechniken‹ nicht, um in einer (zeitgemäß modernen) Gesellschaft existieren und bestehen zu können. Momentan (2019) mag es noch in einem geringen Maß Möglich sein, ohne Wissen über digitale Kulturtechniken existieren zu können; in (naher) Zukunft wird dies dann nicht mehr in gleichem Maß so sein, wie jetzt noch.

Digitale Kulturtechnik ist schon jetzt »das Informationstechnische Normativ«, und es wird in Zukunft noch mehr so sein, dies ist bereits klar absehbar.

In manchen Gesellschaften existieren eine gewissen Anzahl von Menschen, die sich von digitalisierten Aspekten abspalten, und die keinen (konstruktiven, Verstehensorientierten) Zugang zur digitalen Welt haben. Ob dies nun willentlich so entstanden, oder durch bestimmte (undefinierbare) Umstände so geworden - ist zunächst nicht relevant. Diese Anzahl von Menschen ist jedenfalls kaum, sehr schwer, oder eventuell auch ›gar nicht‹ über digitale Methoden und digitale Formen der Interaktion erreichbar. In Gesellschaften, wie in Deutschland gilt dies in großem Umfang auch (noch) für die Zugänglichkeit und Erreichbarkeit ›Verwalterischer (Behördlicher) Infrastruktur‹. Das ist eventuell so; Weil (in Deutschland) digitale Kulturtechniken über einen langen Zeitraum hinweg politisch und daraus folgend auch (Mainstream) Gesellschaftlich ignoriert wurden. Aus diesem Grund bewegt sich manches in Deutschland auf digitaler Ebene ›nur schleppend‹ und ›zäh‹ vorwärts. Man möchte sich nicht eingestehen, dass man etwas versäumt hat, was andere Länder bereits viel schneller und zielgerichteter (und schon vor längerer Zeit) umgesetzt und in verschiedene Ebenen der Gesellschaftlichen Verwaltungen integriert haben.

Das ganze liest sich merkwürdig, es denkt sich merkwürdig - weil ›Deutschland ist doch technisch so weit fortgeschritten‹; Und doch ist es so, dass die Umstände, wie sie derzeit sind solche Abschätzungen aus der Vergangenheit mit sich ziehen.

Digitale Welt

Digitalisierung ist keine Technik, die undurchsichtig oder Magisch ist. Digitale Methoden sind Logisch und folgen Strikten Mustern, die durch ein (durch einen Programmierer) erstelltes Programm determiniert und vorgegeben sind. Und dies ist in gewisser weise auch bei Künstlicher Intelligenz so.

Digitale Methoden schaffen Möglichkeiten, die ohne Digitale Technik nicht denkbar wären. Auf jeden Aspekt einzeln einzugehen und diesen zu beleuchten würde den Rahmen dieser Schrift bei weitem sprengen. Es existiert kein Bereich unseres Lebens in den Digitale Methoden noch nicht bereits jetzt alle vorherigen Methoden abgelöst haben. Oft sind diese Digitale Methoden nicht einmal direkt sichtbar, sondern verbergen sich hinter Alltäglichem. Beispielsweise kann man mit relativer Sicherheit sagen, dass jedes ausgedruckte Plakat oder jede gedruckte Schrift auf Papier durch irgendeine Digitale Verarbeitungsstation gegangen sein muss. Jedes Gespräch das über Telefon geführt wird läuft über Digitale Verbindungen. Jedes Empfangene Radio oder Fernsehsignal wurde komplett Digital erstellt und wird oft auch inzwischen Digital ausgestrahlt. Meines Wissens nach gibt es auch keine Analogen Satelitenverbindungen mehr; das ist bereits Teil unserer Technischen Vergangenheit. ALLES ist bereits umgestellt auf Digitale Techniken. Doch das ist oft nicht das - was wir meinen, wenn wir von Digitalisierung und digitalen Methoden sprechen.

Digitale Welt erschließt uns ein völlig neues Universum - mit dem unser Geist interagieren kann.

Das ist es, was eigentlich gemeint ist, wenn man von Digitalisierung spricht. Und es ist genau dies, was die eigentlichen Aspekte von Digitalisierung umfasst.

Durch Digitalisierung unserer (Um)Welt treten wir in ein neues Zeitalter der Menschheitsgeschichte ein. Nahezu alle Aspekte einer bisherigen Gesellschaftlichen Ordnung sind (und werden) davon betroffen. Verwaltung, Wirtschaft, Industrie, Politik, Soziales, Kultur, Struktur, Bildung, …

Durch Digitalisierung verändern sich Verhältnisse und Strukturen - die eine lange Zeit als dauerhaft (in alle Ewigkeit) beständig gegolten hatten. Wir leben jetzt schon in einer anderen Welt, als noch vor 10 Jahren. Die Veränderungsprozesse, die vor sich gehen sind dabei nicht nur, jedoch zu einem gewissen Teil auch darauf basierend, dass neue Methoden der Interaktion und des austausches untereinander zur Verfügung stehen. Monetäre Werte werden beispielsweise momentan ausschließlich Digital ausgetauscht. Nahezu niemand bezahlt noch mit Physischem Geld.

Digitale Gesellschaft

Was ist anders an Digitalen Methoden?

Sind Digitale Methoden und Digitale Kulturtechniken wirklich anders als Analoge?

Digitale Verarbeitung macht es Möglich, dass »automatisierte Prozesse« Teilaspekte der Verarbeitung übernehmen.

Solche Möglichkeiten gibt es nicht bei Analoger Verarbeitung. Die Automatisierung der Analogen Verarbeitungskultur ist »die Verslavung von Menschen« und deren degradieren als »Arbeitseinheit«, die im Sinne eines durch einen Prozess bestimmten Vorgangs agiert und dort eingebunden ›automatisch‹ handelt. Diese Kultur wurde beispielsweise in der Antike gepflegt. Das Antike Rom funktionierte mit solchen »Menschlichen Arbeitseinheiten«.

Heute haben wir beispielsweise Roboter, die Rasen mähen, Boden saugen, Post sortieren, Autos bauen. Diese Roboter funktionieren, weil sie eine Schnittstelle in unsere Physische Welt haben. Greifarme, Räder, Schneidwerkzeuge, Saugeinheiten etc.

Digitale »Roboter«, oder Digitale Prozesse brauchen keine Schnittstelle in eine Physische Welt, weil ihre Verarbeitungsinhalte bereits in der Digitalen Welt sind. Um eine E-Mail zuzustellen benötigt es Prozessverarbeitungsprogramme, die genau diese Funktion erfüllen können. Eine Nachricht an jemanden per Messenger benötigt einen Server, auf dem ein entsprechender Digitaler Prozess läuft, der etwas geschriebenes an den entsprechenden Empfänger Digitale zustellen kann. Es wird dazu kein Mensch benötigt und keine Aufmerksamkeit von irgendjemandem eingesetzt. Der Digitale Prozess arbeitet autark und ohne weiteres zutun. Auch fragt dieser Digitale Prozess nicht nach Essen, oder Trinken - und auch ausruhen braucht sich dieser Prozess nicht.

Eine Gesellschaft, die Digitale Prozesse einsetzt um Teile von Tätigkeiten zu verrichten verändert sich im Vergleich zu ›auf analoge Technik basierenden‹ Gesellschaften. Was genau sich verändert wäre ein Thema für sich, zunächst ist es einfach nur mal »ganz anders«.

Aufmerksamkeit

Für uns als Menschen ist es entscheidend »In welche Richtung - und auf was sich unsere Aufmerksamkeit richtet«. Unsere Konzentration als Mensch erfordert es, dass wir uns »Auf eine Sache« konzentrieren. Digitale Prozesse können viele Aspekte gleichzeitig beobachten oder Steuern; Und auch gegebenenfalls entsprechend schnell agieren oder reagieren - Menschen können dies nicht. Als Mensch sind wir gebunden an unseren Aufmerksamkeitshorizont und die entsprechenden Aspekte unserer Sinne, durch die wir unsere Umwelt wahrnehmen. Was Sensorik angeht sind uns Maschinen weit überlegen.

Zunächst unterscheidet man zwischen:

a) Maschinen mit Sensoren und Aktoren in unsere Physische Welt

b) Maschinen die rein Digitale Daten und Inhalte verarbeiten

Eine Maschine, die Aktoren und Sensoren enthält (Wie beispielsweise ein Saugroboter, der Signale verarbeitet wie ›wenn er irgendwo anstößt‹, und entsprechend seine angeschlossenen Motoren steuern kann) benötigt eine »Digitale Steuereinheit«, die diese Aktoren und Sensoren verarbeiten und Steuern kann. Der Tätigkeitsbereich dieser Maschine ist beschränkt auf das Auswerten der Sensorik und das entsprechende Steuern der Aktoren. Eine Steuerungseinheit für diese Sensoren und Aktoren benötigt keine Funktionen, mit denen man beispielsweise Texte verarbeiten kann.

Eine Maschine, die Texte verarbeitet - oder beispielsweise E-Mails an den richtigen Adressaten ausliefern kann benötigt wiederum keine Steuerung für Sensoren oder Aktoren.

Wenn Signale von Sensoren und das steuern von Aktoren in einem Netzwerk bereit gestellt werden, worauf dann andere Prozesse zugreifen können ist bekannt unter dem Namen »Internt of Things (IoT)«.

Die Beschränkung von Aufmerksamkeit als Mensch erfordert es, dass Maschinen »Sortier Algorithmen« Information so aufbereiten, dass es für Menschen verständlich und verarbeitbar ist. Verarbeitungsprozesse bei Menschen und bei Maschinen unterscheiden sich fundamental.

Dies geschieht im Hintergrund bei Plattformen wie beispielsweise Twitter. Information aus vielen Kanälen wird anhand verschiedener Kriterien gefiltert und sortiert - so dass für jeden Nutzer Individuell ein entsprechender Nachrichten(Information)-Stream entsteht, der dann angezeigt wird.

Normativer Digitaler Raum

Für viele Menschen ist es keine Frage mehr »ob, oder ob man nicht« Digitale Aspekte benutzt. Es wird ohnehin benutzt, und das ist für Kinder etwas ganz normales. Alle Kinder wachsen (wenn nicht Störungen durch Elterliche Bedenkenimplikationen vorhanden sind) mit Digitalen Methoden und Digitalem Alltag auf. Dies ist so für alle "Modernen Gesellschaften, die Industrielle Kulturtechniken Pflegen".

Es scheint oft, dass gerade in Deutschland in vielen Regionen noch strukturelle Vorbehalte und Skepsis gegenüber Digitalem vorhanden ist. Es macht den Anschein als ob es noch einige Personen gibt, die viele Methoden »Neu lernen« (müssen), weil sie bisher immer noch »Alte Analoge Vorgehensweisen« im Sinn haben, die jedoch schon lange nicht mehr existieren. Das ist auch der Grund, warum vor allem Behördliche und Verwalterische Kultur in Deutschland noch an »Ihrem Papier« (=Toter Baum) festhängt, und davon nur schwer ‹weg kommt›.

Für alles existieren Digitale Methoden. Es ist nicht mehr die Frage ob, oder »ob nicht« Digital. Vielmehr ist es eine Frage: Welche Digitalen Methoden für welche Anwendung am besten passen.

Revision: 13
(created) 06.08.2019 | (edit) 18.08.2019
Words: